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Christlich-menschliches Handeln als Widerstand

02.10.2018

Katholische Aktion Salzburg erfreut über Aufhebung des NS-Urteils gegen die Salzburger Bergbäuerin Maria Etzer durch das Landesgericht Wien

 

Die vom NS-Regime verfolgte Salzburger Bergbäuerin Maria Etzer (1890-1960) ist jetzt auch rechtlich vollständig rehabilitiert. Das Landesgericht Wien hat am 18. September auf Antrag ihrer Enkelin, Brigitte Menne, das NS-Urteil wegen verbotenen Umgangs mit Kriegsgefangenen gegen sie aufgehoben.

Die Aufhebung des NS-Urteils sei eine gute Nachricht, mit der spät, aber doch einer glaubensstarken und christlich handelnden Frau Gerechtigkeit widerfahre, sagt die Präsidentin der Katholischen Aktion Salzburg, Elisabeth Mayer. Die Goldegger Bergbäuerin Maria Etzer gehörte der Katholischen Frauenorganisation (Vorläuferin der Katholischen Frauenbewegung) an und ließ sich auch unter Terrorbedrohung nicht von ihrer Glaubensüberzeugung abbringen. Die Witwe und Mutter von acht Kindern – vier davon überlebten das Kindsalter – zog auch drei Enkelkinder auf. Sie habe unter dramatischen Bedingungen vorgelebt, was christliches Handeln bedeute und sei so zum Vorbild geworden, betont KA-Präsidentin Mayer.

Sie bewahrte gegenüber „Fremdarbeitern“, die laut Gesetz nicht mit am gemeinsamen Tisch essen durften, ihre Menschlichkeit: „Dieser Franzose war mir als Hilfskraft für meine Landwirtschaft zugeteilt; er war ein fleißiger und williger Arbeiter, und so habe ich ihn auch behandelt“, so Maria Etzer wörtlich.

Christlichen Werten treu geblieben
Das Sondergericht in Salzburg verurteilte die Bäuerin am 24. 3. 1943 wegen verbotenen Umgangs mit französischen Kriegsgefangenen zu drei Jahren Zuchthaus, die sie in Aichach in Bayern bis 12. 4. 1945 verbüßen musste. Maria Etzer war aus ihrem engsten Umfeld denunziert worden und hatte unter Folter ein Geständnis abgelegt.

Die religiöse Wurzel ihres Handelns hat das Landesgericht Wien jetzt im  Beschluss zur vollständigen Rehabilitierung ausdrücklich festgehalten: „Letztlich lag der primäre Grund für die Verfolgung und Verurteilung von Maria Etzer darin begründet, dass sie auch während der NS-Diktatur ihren christlichen Wertvorstellungen treu blieb und sich auch gegenüber den als Zwangsarbeitern eingesetzten Kriegsgefangenen menschlich verhielt. Ein solcher Dissens mit der NS-Ideologie war den Machthabern ein Dorn im Auge und wurde schon als Form des Widerstands angesehen.“

Das Leben der Maria Etzer hat die Sozialforscherin Maria Prieler-Woldan jüngst in ihrem Buch „Das Selbstverständliche tun“ (Studienverlag Innsbruck-Wien-Bozen 2018) aufgearbeitet. Aus Erinnerungen der Enkelgeneration und Akten von Zuchthaus und Opferfürsorge wird das Schicksal Maria Etzers nachgezeichnet. Prieler-Woldan entwirft darin ein neues Konzept von weiblichem Widerstand als „Lebenssorge“ und stellt eine bislang kaum untersuchte Opfergruppe des Nationalsozialismus, die noch auf Rehabilitierung wartet, in den Mittelpunkt. Maria Etzers menschliche Haltung im Widerstand gegen das NS-Regime war nach 1945 weder von ihrer engeren Umgebung noch von der Republik anerkannt worden. Im Nachkriegsösterreich wandten sich nur wenige solcherart verurteilte Frauen – erfolglos – an den Staat um Opferfürsorge, Maria Etzer war eine von ihnen. Ihr Ansuchen wurde in mehreren Instanzen abgelehnt, weil sie sich nicht „in Wort und Tat für ein freies und demokratisches Österreich eingesetzt“ habe. Es genügte nicht, dass sie zu Unrecht im Zuchthaus inhaftiert gewesen war und damit ihren guten Ruf, ihre wirtschaftliche Existenz und ihre soziale Zugehörigkeit eingebüßt hatte, kritisiert Maria Prieler-Woldan.

Brigitte Menne, Enkelin von Maria Etzer, die den Antrag auf vollständige Rehabilitierung ihrer Großmutter gestellt hat, hofft auf weitere ähnliche Verfahren, um „endlich die kleinen, ‚ganz selbstverständlich‘ Widerständigen aus dem Schatten zu holen.“

In Maria Etzers Heimat Goldegg, das auch Schauplatz eines SS-Massakers an Deserteuren war, wird zurzeit auf Betreiben des Kulturvereins und dessen Obmanns Cyriak Schwaighofer an einer Neufassung der Ortschronik gearbeitet, in der auch das Schicksal von Maria Etzer seinen gebührenden Platz finden wird.

Postkarte zu Maria Prieler Woldans Buch: „Das Selbstverständliche tun. Die Salzburger Bäuerin Maria Etzer und ihr verbotener Einsatz für Fremde im Nationalsozialismus“, mit einem Nachwort von Brigitte Menne, Innsbruck-Wien-Bozen: Studienverlag 2018. Im Bild: Die „Fremdarbeiter“ Georges Fontaine (links), Maria Podusjeko (Mitte) mit Maria Etzer (2. v. r.) mit ihrer Familie.

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